Großfeuer Stöfen 1986 - Feuerwehr Büsum

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Großfeuer Stöfen 1986

Einsätze

Brand in einem Getreidetrockner 1986

Zu einem der unangenehmsten und langwierigsten Einsätze seit Jahren wurde die Freiwillige Feuerwehr Büsum in der Nacht des 5. Dezember 1986 gerufen. In der noch nicht offiziell in Betrieb genommenen Getreidetrocknungsanla­ge der Fa. Stöfen war es zu einem Brand gekommen, der die Einsatzkräfte vor erhebliche Probleme stellen sollte.


Baubeschreibung Brandobjekt

Die Fa.Stöfen betreibt in Büsum am Hafenbecken III, eine Futtermittelherstellung und den Handel mit Getreide. Hierzu bedient sie sich mehrerer großer Silos und einer auf der anderen Straßenseite liegenden Schüttgutlagerhalle. Die Silos sind ständig erweitert worden. Im Sommer 1986 wurde mit dem Bau einer neuen Getreidetrocknungsanlage begonnen. Als Standort wählte man die Nische zwischen zwei Siloteilen. Die Trocknungsanlage entspricht in der Höhe denen der Silos (rd. 26 m). Sie besteht aus einem Lüftungskanal und einem geschlossenen Transportsystem in Form eines Elevators. Der Trocknungsofen (ölbefeuert) befindet sich im Keller des Gebäudes. Die Trocknung erfolgt durch Luftgebläse innerhalb des Trocknungsbereichs in der gesamten Höhe. Die Beschickung der Trocknungsanlage läuft über ein Transportband direkt von der Schüttgutlagerhalle. Zur Stützung der Anlage wurden Eisenträger in waagerechter und senkrechter Richtung eingebaut und teilweise an den vorhandenen Silowänden verankert. Die Außenverkleidung besteht aus Alu-Trapezblechen und zwei senkrechten Lichtbändern aus Skobalitplatten. Die einzelnen Arbeitsbühnen sind mit Eisentreppen verbunden.Die Beplankung der Bühnen besteht aus Holzbohlen. Der Zugang zur Trocknungsanlage ist nur über eine Tür von außen möglich. Der Neubau war von außen noch voll eingerüstet. Dies sollte sich für die spätere Brandbekämpfung als Vorteil erweisen.

Einsatzablauf :

Der Pförtner der Büsumer Werft, die direkt an das Silogebäude angrenzt, bemerkte gegen 1.40 Uhr Rauch. Er benachrichtigte fernmündlich den Wehrführer der FF Büsum. Dieser begab sich sofort zur Schadenstelle zwecks Erkundung. Zugleich wurde durch die Leitstelle eine Alarmschleife ausgelöst. Um 1:48 Uhr rückte das LF 16 mit 1/6 aus.Bereits während der Anfahrt konnte festgestellt werden, daß ein Schadenfeuer ausgebrochen war. Für die FF Büsum und die Nachbarwehr FF Westerdeichstrich wurde sofort Vollalarm (Sirenenalarm) ausgelöst. Weiter wurde vorsorglich von der FF Heide (Entfernung 20 km) um 2.39 Uhr die DL 23-12 angefordert.Die beim Eintreffen des ersten Fahrzeuges bereits vom Wehrführer durchgeführte Erkundung ergab, daß ein Betreten der Anlage ohne Atemschutz nicht möglich war. Es hatte sich ein enormer Hitzestau aufgebaut, so daß eine Ortung des Brandherdes nicht möglich war.

Wetterlage

Trocken bei ca. 8 Grad C. Wind aus westlichen Richtungen in Stärke 7 bis 8, in Böen 9.


Schwieriger lnnenangriff

Einzelne Trupps versuchten, einen Innenangriff unter Atemschutz über die vorhandenen Arbeitsbühnen vorzutragen. Parallel dazu wurde versucht, über das oberste Stockwerk des angrenzenden Silos einen Löschangriff vorzutragen. Dies war möglich, da die Brandwand zwischen Silo und Trocknungsanlage herausgebrochen worden war. Trotz des Einschlagens der Fenster im oberen Stockwerk des Silos und Trockners war kein Abzug der Wärme festzustellen! Die Eisentreppen und die Eisengeländer, soweit diese vorhanden waren, hatten eine derart hohe Temperatur erreicht, daß die Einsatzkräfte diese erst kühlen mußten, um überhaupt weiter vordringen zu können. Somit standen die Feuerwehrangehörigen teilweise im Brandrauch oder im Wasserdampf Von der Kühlung. Die inzwischen eingetroffene Drehleiter (DL 23-12) der FF Heide konnte wegen des starken Windes nicht in Stellung gebracht werden.

Sicherheit der Einsatzkräfte beachtet

Am härtesten gefordert wurden die Atemschutzgeräteträger. Erschwerend kam hinzu, daß die Treppen teilweise noch nicht über Geländer verfügten und Schächte nur lose mit Brettern abgedeckt waren. (Nach Ansicht des Verfas­sers ein unhaltbarer Zustand während der Bauphase). Bei allen anderen Bauvorhaben wird seitens der Aufsichtsbe­hörde mindestens ein Notgeländer ge­fordert). Zwischen den Atemschutz­trupps und der Einsatzleitung bestand ständige Funkverbindung im 2-m-Band. Um 5.32 Uhr wurde die FF Hedwigenkoog alarmiert, um Einsatzkräfte abzulösen. Da bis zu diesem Zeitpunkt immer noch kein Nachlassen der Hitze festzustellen war und der eigentliche Brandherd so nicht festgestellt werden konnte, entschloß man sich, von außen das Lichtband einzuschlagen. Unter größten Sicherheitsvorkehrungen arbeiteten Kameraden sich am Baugerüst außen vor und öffneten die Verkleidung. Ein B­Rohr mit Stützkrümmer wurde jeweils von den Trupps mit vorgenommen. Auch die DL 23-12 wurde trotz des Windes nun mit einem Wenderohr vorgenommen.
Da die Atemschutzgeräteträger am Ende der Kräfte waren, wurden Atemschutzgeräteträger von den Feuerwehren FF Heide-Stadt und FF Wesselburen angefordert. Die Befüllung der leeren PA-Flaschen klappte in Zusammenarbeit mit der Kreisfeuerwehrzentrale vorzüglich.
Gegen 6.30 Uhr trafen die angeforder­ten Atemschutzgeräteträger ein. Durch das Öffnen der Lichtbänder zog die Brandwärme ab, das Feuer flammte jedoch wegen der verstärkten Sauerstoffzufuhr wieder auf. Durch die mitgeführten C-Rohre und das Wenderohr der DL 23-12 konnte das offene Feuer schnell gelöscht werden.
Auch das Vordringen zu den eigentlichen Brandherden (die nun in drei Bereichen der Arbeitsbühnen und im Trock­nungsofen festgestellt wurden) gestaltete sich nun leichter.
Nachlöscharbeiten zogen sich noch bis zum 8.12.1986 hin, da immer neue Brandnester festgestellt wurden. So kam man nicht umhin, in den folgenden Tagen die Trocknungsanlage und den Trocknungsofen mit einem Trennschneider zu öffnen, um die letzten Brandnester zu beseitigen. Die Brandwärme wurde auch auf die angrenzenden Zellen der Silos übertragen. In der einen Zelle lagerte Kokos und in der anderen Zelle Schrot. Die Temperatur des Schrotlagers stieg bis auf 60 C. Auch hier wurden ständige Kontrollen durchgeführt. Da das Löschwasser in die gesamten Kellerräume eindrang (Keller der Silos und der Trocknungsanlage sind verbunden), wurden hier 3 Wasserstrahlpumpen während der Löscharbeit eingesetzt, um ein Überfluten der hier installierten E-Motore zu verhindern. Als Wasserentnahme stand ein Unter­flurhydrant NW 100 und der Hafen zur Verfügung.

Schlussbemerkung

Die Fa. Stöfen hatte am 4.12.1986 einen Probelauf der Anlage durchgeführt und diese mit 50 t Weizen befüllt. Der Probelauf wurde um 18 Uhr beendet. Unregelmäßigkeiten waren zu diesem Zeitpunkt nicht bemerkt worden.
Die Sachverständigen haben als Brandursache einen Fehler im elektronischen Bereich festgestellt. Auch hat sich Getreide im Wärmetauscher und in der Trocknungszelle befunden. Nach der Konstruktion der Anlage dürfte hier kein Getreide sein. Der Sachschaden dürfte über 500 000,- DM liegen.
Da wegen der großen Wärme der Brandherd nicht zu lokalisieren war, wurde auch der Einsatz mit C0nicht weiter verfolgt. Dies hat nur dann einen Zweck, wenn der Brandherd genau zu lokalisieren ist und keine Abflußöffnungen vorhanden sind.
Alle eingesetzten Kräfte wurden bis an die Leistungsfähigkeit gefordert. Dank der Umsicht, insbesondere der Atemschutzgeräteträger, war kein Unfall zu verzeichnen.
Es hat sich wiederum gezeigt, wie wichtig die Mitarbeit der Feuerwehr im Baugenehmigungsverfahren ist. Die Feuerwehr war hier nicht beteiligt worden, so daß Pläne nicht vorhanden waren.
Bericht aus "Die Feuerwehr" HBM Habeck, Büsum - Fotos Nils Albrecht FF Büsum.


Einsatzkräfte

FF Büsum:
LF 16, LF 8, TSF-GW, ELW, MTW, 40 Mann;
FF Westerdeichstrich:
LF 8, SW 1000, 18 Mann;
FF Hedwigenkoog:
TSF, 10 Mann;
FF Heide:
DL 23-12, LF 16-TS, LF 8, MTW, 25 Mann;
FF Wesselburen:
TLF 8, LF 8, LF 16-TS, TSF-GW, 35 Mann;

Weiter wurden benötigt; 158 Flaschen Atemluft, 135 Längen C- und B-Schläuche.


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